Weihnachten
ist die Zeit der Bräuche. Traditionen und Rituale gehören für mehr als die
Hälfte der Deutschen (54 Prozent) zum Familienleben fest dazu. Das ergab eine
aktuelle forsa-Studie im Auftrag des Coca-Cola Happiness Instituts*. Wir haben
einmal über den heimischen Tellerrand hinausgeschaut und internationale
Weihnachtsbräuche gesammelt: Die einen spielen Lotto, die anderen fasten bis
zum Dreikönigstag – ein Trip rund um den weihnachtlichen Globus.
Australien
35 Grad im Schatten, Sonne pur. Wovon einige Mitteleuropäer an Weihnachten nur Träumen, ist für Australier ganz normal. Weihnachten fällt bei ihnen mitten in den Hochsommer. Statt Weihnachtsgans und Kaminfeuer ist vielmehr ein Familien-BBQ am Strand angesagt ist. Der Santa Claus kommt des Nachts mit seinen Rentieren und bringt Geschenke. Deshalb legen die Kinder am 24. Dezember abends eine Möhre, ein Schälchen mit Milch und einen Keks vor die Tür.
England und USA
Unverzichtbares Weihnachtsutensil in den USA und England ist der Mistelzweig. Die Druiden sprachen der Pflanze magische Kräfte zu. Und auch heute noch wird an die positiven Kräfte der grünen Zweige mit den weißen Beeren geglaubt, die traditionell über Türen gehängt werden. Wer sich unter die „Kusskugeln“ stellt, muss sich liebkosen. Pro Kuss wird eine Mistelbeere gepflückt. Wenn der Zweig leer ist, wird er abgenommen. Früher verbrannten junge Paare den Mistelzweig anschließend, damit ihr Heiratswunsch in Erfüllung ginge.
Indien
Obwohl nur rund sieben Prozent der Inder christlichen Glaubens sind, wird Weihnachten in Indien als nationaler Feiertag begangen. Den „bada din“ („Großer Tag“) feiern die christlichen Inder mit einer Mischung aus eigenen und internationalen Traditionen. Mangobäume und Bananenstauden werden mit Weihnachtsschmuck verziert, in der Schule führen die Kinder Krippenspiele auf. Um Mitternacht geht die Familie in die zwei- bis dreistündige Weihnachtsmesse. Am Weihnachtsmorgen überreicht sie dem Familienoberhaupt – als Zeichen der Wertschätzung – eine Zitrone. Die Frucht soll im neuen Jahr Glück und Erfolg bringen.
Island
An Weihnachten wird Island zum Lichtermeer. Die Weihnachtszeit beginnt am 1. Dezember. In den langen dunklen Nächten stellen die Isländer Kerzen und Lampen in die Fenster, vor die Türen und sogar auf die Dächer. Am 24. Dezember gedenken die Isländer der Verstorbenen. Die Familien gehen auf den Friedhof und zünden auch dort Lichter an, die die ganze Nacht über leuchten.
Italien
Das Christkind (Bambino Gesú) steht in Italien im Mittelpunkt des Weihnachtsfests. Heiligabend gehört der Familie. Geschenke gibt es aber erst am 6. Januar, dem Dreikönigstag. Traditionell warten die italienischen Kinder sehnlich auf „Befana“ – eine alte, weise Hexe, die durch den Kamin rutscht und Geschenke in bereitgestellte Schuhe steckt. Mittlerweile kommt aber immer öfter auch der „Babbo natale“ – der Weihnachtsmann.
Libanon
Die libanesischen Weihnachtsvorbereitungen beginnen zwei Wochen vor dem Fest. Die Libanesen pflegen einen besonderen Brauch: Sie pflanzen Erbsen-, Weizen-, Bohnen- und Linsensamen in Wattebäusche, aus denen bis Weihnachten rund 15 Zentimeter große Setzlinge sprießen. Anschließend werden damit die Krippen geschmückt, die anstelle eines Tannenbaums aufgestellt werden.
Mexiko
Die Mexikaner strömen zu Weihnachten auf die Straße: Bei den „Psadas“, bunten Umzügen mit Feuerwerk, ziehen die Menschen durch ihre Städte und Dörfer und spielen die Herbergssuche von Maria und Josef in der Weihnachtsnacht nach. Die größte Freude der Kinder ist die „Pinata“ – ein mit Früchten und Süßigkeiten gefülltes Tongefäß, das an der Zimmerdecke aufgehängt wird. Den Kindern werden die Augen verbunden und sie versuchen, mit Stöcken das Gefäß zu zerschlagen, um an die Süßigkeiten zu gelangen.
Polen
Kein Weihnachten
ohne Oblaten. Die großen eckigen Backoblaten mit aufgeprägtem Bild werden ganz
christlich zum Weihnachtsfest geteilt. In der Adventszeit wird gefastet, am
Heiligabend findet sich die Familie dann zum traditionellen Zwölf-Gänge-Menü
zusammen. Jedem der zwölf Apostel ist ein Essen gewidmet. Wenn der erste Stern
am Himmel aufgegangen ist, findet sich die Familie am Tisch zusammen. Es liegt
immer ein zusätzliches Gedeck auf – falls ein unerwarteter Gast kommt.
Russland
Die Russen feiern ihre Feste nach dem gregorianischen Kalender. Ab November wird erst einmal sechs Wochen lang gefastet, ehe Ende Dezember die Weihnachtsvorbereitungen losgehen. In den Tagen vor Silvester wird der Weihnachtsbaum aufgestellt, denn Väterchen Frost (das Pendant zum Weihnachtsmann) kommt in der Neujahrsnacht und bringt Geschenke. Am 7. Januar um Mitternacht wird das Fasten dann mit einem opulenten Mahl im Kreise der Familie gebrochen.
Spanien
Die
vorwiegend katholischen Spanier feiern ihr Weihnachtsfest „Navidad“ kleiner als
die Deutschen. Statt eines Weihnachtsbaumes wird eine Jesus-Krippe aufgestellt.
Die Bescherung findet erst am Tag der Heiligen Drei Könige (6. Januar) statt.
Dafür findet am 22. Dezember ein ganz spezielles Highlight des Jahres statt:
die wohl größte Lotterieziehung der Welt, die „Sorteo de Navidad“. Seit 1812
spielen die Spanier diese staatliche Weihnachtslotterie, deren Auslosung stets
mit großer Spannung erwartet wird.
*Für
die repräsentative Umfrage wurden im November 2013 mehr als 1000 Bundesbürger
zwischen 14 und 69 Jahren, die in einer familiären Situation leben, befragt. Es
wurde unterschieden zwischen Befragten, die sich selbst als sehr lebensfroh
bezeichnen, und allen anderen.