Die Sommersonne scheint flackernd durch die Blätter. Leise Instrumente sind zu hören. Wir singen. Ich trage ein gestreiftes Sommerkleid. Und Libellenflügel auf dem Rücken. An der linken Hand halte ich Susanne, an der rechten Daniel, der sich gerne Regenwürmer auf die Zunge legt. Zusammen tanzen wir unter dem blauen Himmel im Kreis, keine fünf Jahre alt, hin und wieder zurück. Kichern, wenn einer den Richtungswechsel nicht mitbekommt und wir über unsere Füße stolpern.
Erst zwölf Jahre später tanze ich das nächste Mal neben Daniel. Laute Musik dröhnt durch den dunklen Raum. Diesmal halten wir uns nicht an den Händen, jeder tanzt für sich allein in der Kleinstadtdisko. Konzentriert bemüht, nicht aus dem Takt zu geraten und dabei möglichst gut auszusehen.
Die schönste Art zu tanzen ist die Bewegung in absoluter Selbstvergessenheit.
Aus der Zuschauerperspektive liebe ich natürlich auch die Perfektion und Schönheit des choreografierten Tanzes. Ob Ballerina im Spitzentanz oder den Youtube-Knaller Evolution of Hip Hop Dancing mit Jimmy Fallon und Will Smith, das Musikvideo-Meisterwerk Thriller von Michael Jackson oder die Leichtfüßigkeit von La La Land. Ja, überhaupt, Film und Tanz! Unzählige Szenen sind in die Geschichte (und die Clubs der Republik) eingegangen. Die ikonische Pose aus dem 70er Jahre-Klassiker Saturday Night Fever sieht man immer noch auf der Tanzfläche, fast jeder hat schon mal bei John Travolta, Uma Thurman und ihrem Twist aus Pulp Fiction geklaut. Nur die Hebefigur von Dirty Dancing, die habe ich noch nie im Original gesehen...
Doch trotz dieser unvergesslichen Szenen und Tänze: Ich bleibe glücklich ohne Choreografie. So wie übrigens auch das Tierreich. Kakadu Snowball tanzt genauso mitreißend wie eine Gruppe von Flamingos oder Buckelwale in den Tiefen des Meeres. Die beste Interpretation des Jungle Boogie, die ich kenne, seht ihr allerdings bei diesen Bären in den kanadischen Rocky Mountains. Feel the Funk! Let it flow!