Ein Fall für 2:
Die Jobsharing-Partnervermittlung Tandemploy
Arbeiten im Tandem, wie funktioniert das? Fragen an Jana Tepe
von der Jobsharing-Vermittlung Tandemploy.Warum ist Jobsharing eigentlich für den Arbeitsmarkt interessant?
Es wird gar nicht anders gehen. 5,5 Millionen Fachkräfte werden in Deutschland im Jahr 2030 mindestens fehlen. 1,5 Millionen dieser Stellen könnte man allein besetzen, wenn man Frauen mit Kindern unter 16 Jahren besser am Arbeitsmarkt integrieren würde. Und das sind nur die Mütter! Wenn wir endlich anfangen würden, wirklich flexible Arbeitsmodelle anzubieten, könnten wir noch viel mehr Potentiale unserer Gesellschaft nutzen und das Fachkräfteloch erheblich stopfen. Wir müssen nur endlich mutiger und kreativer werden.
Es wird gar nicht anders gehen. 5,5 Millionen Fachkräfte werden in Deutschland im Jahr 2030 mindestens fehlen. 1,5 Millionen dieser Stellen könnte man allein besetzen, wenn man Frauen mit Kindern unter 16 Jahren besser am Arbeitsmarkt integrieren würde. Und das sind nur die Mütter! Wenn wir endlich anfangen würden, wirklich flexible Arbeitsmodelle anzubieten, könnten wir noch viel mehr Potentiale unserer Gesellschaft nutzen und das Fachkräfteloch erheblich stopfen. Wir müssen nur endlich mutiger und kreativer werden.
Arbeitet ihr selbst auch im Tandem?
Ja, allerdings in einer typischen
Geschäftsführerposition von 80 Stunden pro Woche. Also 40 Stunden für jeden. Wann und warum habt ihr Tandemploy
gegründet?
Im Oktober 2013. Zuvor haben wir beiden für eine
Personalberatung gearbeitet. Auf die Idee kamen wir durch eine Tandembewerbung.
Zwei Frauen bewarben sich gemeinsam mit einer Mappe, einem Anschreiben, zwei
Lebensläufen. Das war super gemacht und sehr gut begründet. Da habe ich
angefangen, mich intensiv damit zu befassen.Wer meldet sich bei euch?
70 Prozent Frauen und 30 Prozent Männer. Das ist
ganz schön viel, die Teilzeitquote bei Männern liegt normalerweise bei sechs
Prozent. Wir fragen immer nach den Motiven und auch das ist interessant. Platz
eins teilen sich „Mehr Zeit für die eigene Familie“ und „Mehr Zeit für eigene
Projekte“. Immer mehr Menschen wünschen sich eine buntere Arbeitswoche. Und
viele Firmen merken, dass sie die besten Köpfe gar nicht mehr bekommen, wenn
sie keine Zugeständnisse machen. Liegt das an der Generation Y?
Nicht nur. Auf unserer Plattform sind überwiegend Menschen
zwischen 25 und 55 unterwegs, das sind ganz unterschiedliche Lebensphasen. Da
sind junge Eltern, Menschen, die sich nebenher selbständig machen, Angehörige
pflegen oder aus gesundheitlichen Gründen weniger arbeiten wollen. Die
Generation Y fordert mehr ein, aber die anderen kommen auch zunehmend auf die
Idee, nach anderen Arbeitsmustern zu fragen.
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Viele Firmen merken, dass sie die besten Köpfe gar
nicht mehr bekommen, wenn sie keine Zugeständnisse machen.
Gibt es Jobs, für die sich Jobsharing
besonders eignet?
Es geht meistens um Jobs, bei denen eine klassische Teilzeit
nicht gut funktioniert, zum Beispiel Führungspositionen oder Positionen mit
komplexen Aufgaben wie Marketing, Vertrieb oder IT. Die Jobs kann man nicht
einfach zwei Leuten geben, die aneinander vorbeiarbeiten. Im Tandem ist vieles
möglich. Was könnt ihr für mich tun, wenn ich im
Tandem arbeiten möchte?
Wir richten uns an Arbeitnehmer, die noch keinen
Partner haben, an Tandems ohne Job und an Firmen, die das Modell von sich aus
anbieten möchten. Arbeitnehmer füllen einen Fragebogen auf der Plattform aus
und bekommen automatisch Vorschläge für passende Tandempartner von uns. Für
Firmen mit sehr vielen Mitarbeitern ist unsere Technologie auch intern nutzbar.
Diese Firmen bekommen bei uns geschlossene Bereiche in ihrem Design, wo sich
nur die eigenen Mitarbeiter anmelden und innerhalb der Organisation
Tandempartner suchen können. Haben sich zwei gefunden, können sie geschlossen
auf den Arbeitgeber zugehen und sagen: Wir wollen reduzieren - und wir haben
schon die perfekte Lösung. Das ist wahrscheinlich ein wichtiger
Satz…
…das ist auch das Wichtige an dem Modell. Jobsharing
bedeutet, dass es in der eigenen Verantwortung liegt, sich um die Aufteilung
und Organisation zu kümmern. Die Personalabteilung hat dadurch keinen
Mehraufwand. Ihr funktioniert wie eine
Partnervermittlung?
Das Matching
hat Parallelen. Die Chemie muss stimmen und beide Partner sollten die gleiche
Vorstellung von Zusammenarbeit und von den Zielen haben. Wenn ich mich mit einer Kollegin
zusammentun möchte: Was sind gute Voraussetzungen?
Ihr solltet grob in die gleiche Richtung schauen. Wenn
du in den nächsten Jahren Karriere machen willst und die andere sucht etwas
Ruhiges, wird das schwierig. Wir fragen Ziele und Arbeitsweise ab. Bei
bestimmten Dingen sollte man ähnlich ticken, aber es kann auch ein Vorteil
sein, wenn ihr unterschiedliche Stärken mitbringt. Für den Chef ist es
natürlich spannend, wenn ein Tandem zusammen zum Beispiel fünf Sprachen
spricht.Was hat dich bei dem Modell überrascht?
Die Männerquote und überhaupt die Vielseitigkeit.
Jobsharing passt zu vielen Lebensentwürfen. In Tandems kann man viele
unterschiedliche Talente verbinden. Da arbeiten zum Teil erfahrene Mitarbeiter
mit Jüngeren zusammen, Muttersprachler mit Internationals. Je länger ich mich
damit beschäftige, desto mehr Möglichkeiten sehe ich.