Die jungen Männer ringen
mit sich. Am Boden vor ihnen liegt ein Tuch von immenser Größe.
Schon wölbt es sich im Wind. Der eine geht vorsichtig ein paar
Schritte zurück und strafft die Schnüre. Am anderen Ende regt sich was. Da
entfaltet sich der Drachen mit voller Wucht. Jetzt ist seine Zeit. Drachenzeit.
In Berlin-Tempelhof wird wieder geflogen
Hier trifft sich jeder, der was fliegen lässt, mit allem, was fliegen kann. Wie eine Hochebene grenzt die riesige Freifläche des stillgelegten Flughafens an das Häusergebirge der Stadt. Die Faszination der Luftfahrt beherrscht diesen Ort seit mehr als Hundert Jahren. Nach Doppeldeckern, Rosinenbombern und Reise-Jets scheint das Tempelhofer Feld, wie es heute heißt, zu den fliegerischen Ursprüngen zurückzukehren. Allein vom Wind getragen, fast geräuschlos und atemberaubend schön.
Drachen. An sonnigen Wochenenden versammeln sich Hunderte auf dem Feld, um ihre Fluggeräte steigen zu lassen. Ein kleiner Junge, äußerlich eher Typ Zappelphilipp, steht still und schaut gebannt. Die Leine hoch zu seinem bunten Drachen. Der Vater selig daneben.
Zappelig und wirklich aufgeregt sind
die beiden Mittdreißiger etwas weiter links. Sie haben
eine über
drei Meter breite Lenkmatte und wenig Übung. Nach langem Zögern lassen sie das blaue Ungetüm starten.
Den Mann an den Seilen reisst es nach vorn, aber dann scheint der Drachen fast
senkrecht zu stehen und der extreme Druck ist raus. Aber was oben ist, muss
auch wieder runter. Die Landung der Lenkmatte verläuft weder geplant noch sanft. Kein
Problem. Sie werden es wieder tun. Denn Drachensteigen ist Freiheit, sagt
Grischa König – er glaubt an die Verbindung zwischen
Himmel und Erde, geknüpft durch ein schmales Band zwischen Drachen und Mensch. Grischa, arbeitet bei FLYING-COLORS – dem
Drachenladen in Berlin.
Luft nach oben
Der gelernte Tischler war früher selbst ein guter Kunde dieses Ladens und der Wechsel hinter die Ladentheke irgendwann die logische Konsequenz.
Das Geschäft in
Berlin-Schöneberg wirkt auf den ersten Eindruck etwas ungeordnet, als
wäre
eine kräftige
Windböe
hindurchgefahren. Auf den zweiten Blick wird aber klar: Es gibt hier einfach so
ziemlich alles, was das Herz höher schlagen lässt. Seit
den Neunziger Jahren hat die Entwicklung der Drachen einen rasanten Sprung
gemacht –
das Aufkommen von Kites als Sportgerät hat der Technik den entscheidenden
Schub gegeben, sagt Grischa. Heute ist die Branche vielschichtig, Präzisionsfanatiker, Freizeit- und Spitzensportler, Einleiner,
Mehrleiner, Lenkdrachen, Lenkmatten. Entsprechend groß ist die Preisspanne. Wer seinen
Drachen selber bauen oder basteln möchte, kann das schon für sechs Euro – aber man kann es auch ohne Not für 400 Euro und mehr tun. Nach oben ist wie, am Himmel, viel
Luft.
Je nach Größe der Drachen variieren auch die Komponenten, schon die Leinen sind eine Wissenschaft für sich. Die gute, alte Angelschnur hat aber ausgedient. Sie schneidet ins Fleisch und kann als Knäuel zur Falle für kleine Tiere werden.
Schon die Kleinsten können es
Drachensteigen ist zwar eine Wissenschaft, aber die ersten Schritte sind einfach und von Kindesbeinen an zu erlernen. Wer laufen kann, kann auch seinen ersten Drachen steigen lassen, sagt Grischa, der selbst Einsteiger- und Fortgeschrittenenkurse gibt. Der Lenkdrachen erfordert etwas mehr Feingefühl, aber wenn ein Kind ein Fahrrad koordinieren kann, ist es auch reif für den Lenkdrachen.
Häufig seien es
eher die großen Kinder, die vor sich selbst geschützt werden müssen. Große Kites können durch den Wind einen
enormen Zug entwickeln - wer das Material nicht beherrscht, landet im besten
Fall unsanft auf dem Boden. „Es kommt vor, dass wir gewisse Geräte nicht verkaufen oder wir versuchen, übermütigen Kunden einen Tag mit weniger
Wind ans Herz zu legen“, erzählt Grischa.
„Die danken einem das zwar nicht, aber das ist uns gleich.“
Die typische Drachenzeit ist der Herbst – doch grundsätzlich kann man Drachen das gesamte Jahr über steigen lassen. Mittlerweile gibt es sogar welche, die keinen Wind mehr brauchen: Sie können sogar in einer Halle fliegen. Aber vielleicht ist es eine innere Uhr, die uns im Herbst auf die Felder zieht und auch unsere Blicke staunend zum Himmel aufsteigen lässt.

Flying-Colors: Grischa König präsentiert seine Drachen
Hier trifft sich jeder, der was fliegen lässt, mit allem, was fliegen kann. Wie eine Hochebene grenzt die riesige Freifläche des stillgelegten Flughafens an das Häusergebirge der Stadt. Die Faszination der Luftfahrt beherrscht diesen Ort seit mehr als Hundert Jahren. Nach Doppeldeckern, Rosinenbombern und Reise-Jets scheint das Tempelhofer Feld, wie es heute heißt, zu den fliegerischen Ursprüngen zurückzukehren. Allein vom Wind getragen, fast geräuschlos und atemberaubend schön.
Drachen. An sonnigen Wochenenden versammeln sich Hunderte auf dem Feld, um ihre Fluggeräte steigen zu lassen. Ein kleiner Junge, äußerlich eher Typ Zappelphilipp, steht still und schaut gebannt. Die Leine hoch zu seinem bunten Drachen. Der Vater selig daneben.

Luft nach oben
Der gelernte Tischler war früher selbst ein guter Kunde dieses Ladens und der Wechsel hinter die Ladentheke irgendwann die logische Konsequenz.

Je nach Größe der Drachen variieren auch die Komponenten, schon die Leinen sind eine Wissenschaft für sich. Die gute, alte Angelschnur hat aber ausgedient. Sie schneidet ins Fleisch und kann als Knäuel zur Falle für kleine Tiere werden.
Schon die Kleinsten können es
Drachensteigen ist zwar eine Wissenschaft, aber die ersten Schritte sind einfach und von Kindesbeinen an zu erlernen. Wer laufen kann, kann auch seinen ersten Drachen steigen lassen, sagt Grischa, der selbst Einsteiger- und Fortgeschrittenenkurse gibt. Der Lenkdrachen erfordert etwas mehr Feingefühl, aber wenn ein Kind ein Fahrrad koordinieren kann, ist es auch reif für den Lenkdrachen.

Die typische Drachenzeit ist der Herbst – doch grundsätzlich kann man Drachen das gesamte Jahr über steigen lassen. Mittlerweile gibt es sogar welche, die keinen Wind mehr brauchen: Sie können sogar in einer Halle fliegen. Aber vielleicht ist es eine innere Uhr, die uns im Herbst auf die Felder zieht und auch unsere Blicke staunend zum Himmel aufsteigen lässt.