OSCAR WILDE gab einmal zu: „Es ist eines meiner größten
Vergnügen, oft und lange mit mir Gespräche zu führen.“ Zugegeben, derlei
Selbstgespräche setzen einen klugen Gesprächspartner voraus (was in seinem Fall
gegeben war). Recht hatte er trotzdem: Der Dialog mit uns selbst kann enorm
dabei helfen, Stress abzubauen, Leistungen zu steigern und originellere
Lösungen zu finden.
Ein Beispiel: Die Psychologen Dietrich Dörner von der Universität Bamberg und Ralph Reimann von der Universität Wien ließen einmal mehrere Probanden eine Konstruktionsaufgabe lösen. Und siehe da: Wer während der Bearbeitungszeit mit sich selbst sprach, erzielte am Ende die besseren Ergebnisse. Allerdings nur, wenn diese Selbstdialoge konstruktiv geführt wurden, wie etwa durch Fragen vom Typ: „Wo kommt das wohl hin?“, „Wie befestige ich das jetzt am besten?“
Die gute Nachricht ist: Wir alle
führen immer wieder Selbstgespräche. US-Forscher haben einmal hochgerechnet,
dass 96 Prozent der Erwachsenen regelmäßig mit sich selbst kommunizieren.
Natürlich meist nur dann, wenn sie sich unbeobachtet oder ungehört fühlen: im
Auto zum Beispiel, unter der Dusche, auf dem Klo.
Bei Kindern ist das anders:
Zwischen zwei und vier Jahren reden sie regelmäßig und völlig ungeniert mit
sich selbst – manche leise, manche laut. Erst mit zunehmendem Alter verlagert
sich der hörbare Autolog immer mehr nach innen und wird schließlich fast nur
noch gedacht. In der U-Bahn oder im Flugzeug ist das vielleicht auch besser so.
Wer sich also dabei ertappt, bei
diesem Gespräch mit dem Ich häufig um das eigene Versagen zu kreisen oder
Negatives zu ventilieren, der läuft Gefahr, bald bitter zu werden oder gar ein
zunehmend verzerrtes Weltbild zu manifestieren. Schon der Talmud warnt: „Achte
auf deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf deine Worte, denn sie
werden Handlungen. Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.“
Natürlich ist es wichtig, mit sich selbst ehrlich zu sein. Aber manches ist eben nur eingebildet, eingeredet und reine Entscheidungssache: Schauen wir nur auf die Risiken – oder blicken wir optimistisch in die Zukunft?
Sicher, die zweite Variante hört sich nach jemandem mit einem gewaltigen Dachschaden an. Das Studien-Ergebnis aber spricht für sich: Wer mit sich selbst vorher in dritter Person sprach, präsentierte sich nicht nur souveräner und überzeugender. Jene Teilnehmer blieben auch entspannter und erlebten den Test als angenehmer.
Wenn Sie also das nächste Mal vor einer schwierigen Aufgabe stehen, führen Sie ruhig ein paar Selbstgespräche – in der dritten Person und schaffen sie so eine nützliche psychologische Distanz zu sich selbst. Wenn Kollegen in der Nähe sind, sollte das aber doch besser im Stillen geschehen...
Ein Beispiel: Die Psychologen Dietrich Dörner von der Universität Bamberg und Ralph Reimann von der Universität Wien ließen einmal mehrere Probanden eine Konstruktionsaufgabe lösen. Und siehe da: Wer während der Bearbeitungszeit mit sich selbst sprach, erzielte am Ende die besseren Ergebnisse. Allerdings nur, wenn diese Selbstdialoge konstruktiv geführt wurden, wie etwa durch Fragen vom Typ: „Wo kommt das wohl hin?“, „Wie befestige ich das jetzt am besten?“
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96 Prozent der Erwachsenen führen regelmäßig Gespräche mit sich selbst.

Selbstgespräche prägen mehr als wir denken
Die schlechte Nachricht ist: So sehr Selbstgespräche dabei helfen können, unklare Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen und zu sortieren – so sehr verändern sie uns auch. „Mann, bin ich doof!“, „Immer wieder mache ich denselben Fehler!“, „Mir gelingt aber auch gar nichts!“ Solche Selbstaussagen prägen mit der Zeit unser Selbstbild.
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Vorsicht bei negativen Gedanken: Selbstaussagen prägen mit der Zeit unser Selbstbild.
Natürlich ist es wichtig, mit sich selbst ehrlich zu sein. Aber manches ist eben nur eingebildet, eingeredet und reine Entscheidungssache: Schauen wir nur auf die Risiken – oder blicken wir optimistisch in die Zukunft?
Der wichtigste Trick bei Selbstgesprächen
Damit wir die Kraft der Selbstgespräche optimal nutzen können, braucht es aber einen kleinen Trick. Die Empfehlung stammt von Wissenschaftlern der Universität von Michigan: Bei den Experimenten dazu sollten die Probanden innerhalb von fünf Minuten erklären, warum sie für ihren Traumjob qualifiziert seien. Zur Vorbereitung durften die Teilnehmer sich keinerlei Notizen machen, nur Selbstgespräche führen. Allerdings wurde die eine Hälfte instruiert, diese nur in Ich-Form ("Ich bin gerade total gestresst. Aber ich schaffe das...") zu führen, die anderen sollten sich selbst nur in dritter Person ansprechen („[Eigener Name] ist total gestresst. Aber [Eigener Name] schafft das...“).Sicher, die zweite Variante hört sich nach jemandem mit einem gewaltigen Dachschaden an. Das Studien-Ergebnis aber spricht für sich: Wer mit sich selbst vorher in dritter Person sprach, präsentierte sich nicht nur souveräner und überzeugender. Jene Teilnehmer blieben auch entspannter und erlebten den Test als angenehmer.
Wenn Sie also das nächste Mal vor einer schwierigen Aufgabe stehen, führen Sie ruhig ein paar Selbstgespräche – in der dritten Person und schaffen sie so eine nützliche psychologische Distanz zu sich selbst. Wenn Kollegen in der Nähe sind, sollte das aber doch besser im Stillen geschehen...

Blogger Jochen Mai (karrierebibel.de)
Über den Autor
Jochen Mai, Jahrgang 1968, ist Gründer und Herausgeber von Karrierebibel.de. Seine journalistische Laufbahn begann er bei Wirtschafts- und TV-Magazinen (Focus, Capital, RTL), später folgten 13 Jahre als Ressortleiter und Social Media Manager bei der WirtschaftsWoche sowie zwei Jahre als Social Media Manager für die Yello Strom GmbH. Mai ist Mitgründer der Strategieberatung GROWWW sowie Dozent an verschiedenen Hochschulen (u.a. Deutsche Presseakademie), Autor mehrerer Bestseller und ein gefragter Keynote- und Social Media Speaker.